Wie wir auf die Energiekrise reagieren werden

Bezahlbare Energie zu liefern – dazu sehen wir uns als kommunales Unternehmen in der Pflicht. Mit mehr nachhaltiger und vor Ort erzeugter Energie wollen wir das erreichen.
Foto: KMPZZZ / Adobe Stock
Unsere Autorin

Anne

Hempel

Expertin für aktuelle Projekte

Dieser Artikel stammt von unserem ehemaligen Mitarbeiter Christoph Sommerfeldt.

Beginnen möchte ich diesen Ausblick mit einem Rückblick: Noch vor wenigen Monaten, mitten in der Corona-Pandemie, kursierte die Nachricht, dass Rohöl in den USA kurzfristig zu negativen Preisen gehandelt wurde. Das bedeutete, dass man für den Verkauf von Rohöl noch Geld überwiesen bekam. Auch Erdgas wurde hier in Europa kurzfristig zu Preisen gehandelt, die unterhalb der Kosten für die Netzentgelte, also Durchleitungsgebühren, lagen. Energie war nicht nur preiswert, sondern billig. In manchen Fällen sogar „geschenkt“.

Diese Situation hat sich um 180 Grad gedreht. Seit dem Sommer letzten Jahres haben sich die Strom- und Gaspreise im Großhandel zwischenzeitlich verzwanzigfacht. Mit der Zerstörung der Pipelines Nordstream 1 und 2 und mit der Abkehr von russischem pipelinegebundenem Erdgas, hin zu aufwendig verdichtetem und per Schiff transportiertem LNG, ist zu erwarten, dass das Preisniveau der letzten 20 Jahre für Strom oder Erdgas nie wieder zu erreichen sein wird.

Wir als Euer Energielieferant für Gas, Strom und Wärme sehen uns als 100% kommunales Unternehmen selbstverständlich in der Pflicht in Eurem Sinne zu handeln und Lösungen zu erarbeiten, die dabei helfen Energie bezahlbar zu machen. Was tun wir als Stadtwerke Meiningen, um diesem wichtigen Ziel näher zu kommen? Wir wollen mehr nachhaltige Energie hier vor Ort produzieren und in unsere Netze einspeisen. Drei konkrete Projekte möchte ich kurz vorstellen:

1. Flusswärmepumpe an der Werra

Direkt vor dem Wehr, am Beginn der Henneberger Straße, wird bis Ende 2024 eine Flusswärmepumpe entstehen, die knapp ein Drittel der in der Innenstadt benötigten Wärme einspeisen kann. Dank des besonders günstigen Standortes ist es uns möglich, mit einem konstanten Wasserpegel zu arbeiten und dort ca. 100l/s Flusswasser auf der einen Seite abzukühlen und den Rücklauf im Heizkreis auf der anderen Seite anzuheben. Aus einer Kilowattstunde Strom werden so drei Kilowattstunden Wärme und zwei Kilowattstunden Kühlung für den Fluss.

Wir gehen fest davon aus, dass der Strompreis zukünftig zumindest punktuell günstiger sein wird als heutzutage und zwar genau dann, wenn Wind und Sonne als erneuerbare Energien in hohem Maße vorliegen. Ist dies der Fall, nehmen wir an, dass die Wärme aus der Flusswärmepumpe fast zum „alten“ Preisniveau erzeugt werden kann.

Da dieses Projekt über bewilligte Fördermittel mit einem Kraftwerksausbau in der Goethestraße einhergeht, sind wir an einen engen Zeitplan gebunden und werden im Jahr 2023 definitiv mit den Baumaßnahmen beginnen.

2. Biowerk Walldorf

Noch in der Genehmigungsphase befindet sich unser vielleicht wichtigstes Schlüsselprojekt für die kommenden Jahrzehnte. Nördlich von Meiningen, von der B19 aus kurz vor Walldorf zu sehen, befindet sich die große Kompostanlage in Walldorf, ein ehemaliger Milchviehhof. Genau dort soll zukünftig bis 2025 eine Bioabfallvergärungsanlage entstehen, die knapp 20.000t Bioabfall pro Jahr in Kompost und Biomethan verwerten kann.

Weitere Infos zum Projekt finden sich unter www.biowerk-walldorf.de

3. Machbarkeitsstudie Abwärme Dreißigacker

Mit dem Gewerbegebiet Dreißigacker befindet sich eines der größten Gewerbegebiete Thüringens im Stadtgebiet Meiningen. Die meisten der dort ansässigen Unternehmen beliefern wir aktuell mit Strom und Gas. Die Arbeitsplätze und die Wertschöpfung, die in diesem Gebiet erfolgt, erachten wir für unsere Stadt als substanziell. Schon vor 3 Jahren dachten wir darüber nach, wie ein Abwärmekonzept in diesem Gewerbegebiet aussehen könnte. Es muss nicht jedes dort ansässige Unternehmen, dass für seinen Prozess vielleicht nur 50°C braucht einen eigenen Gaskessel unterhalten und betreiben, wenn der Nachbar 400°C heiße Abgase aus dem Schornstein in die Luft bläst.

Das ist der einfache Gedanke, der im Auftrag der Stadt Meiningen vom Ingenieurbüro IFE, seit September auf seine Machbarkeit hin untersucht wird. Wie weit dieser Gedanke trägt und was mit einem sogenannten „kalten Nahwärmenetz“ noch alles möglich wäre, werden wir zu gegebener Gelegenheit, nach Abschluss der Studie, gerne veröffentlichen.  

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